Meret Oppenheim zählt noch heute zu den wichtigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und erhält anlässlich ihres 100. Geburtstags erstmalig eine beeindruckende Werkschau in ihrer Geburtsstadt Berlin. Meret war eine emanzipierte Frau, eine Vertreterin des magischen Surrealismus und war die Muse von Man Ray (US-amerikanischer Fotograf, Maler und Objektkünstler). Und ach ja: sie war die mit der pelzbesetzten Tasse.
1932 begibt sich Meret Oppenheim in Begleitung einer Freundin nach Paris und erobert in Sturm die französische Kunstwelt. Schnell gehört Sie zu dem Kunstzirkel der Surrealisten um Alberto Giacometti, Hans Arp, André Breton, Max Ernst und eben Man Ray. Trotz des Altersunterschiedes teilen die junge Künstlerin und die zumeist etwas älteren Herren eine Geisteshaltung und werden gleichberechtigte Freunde, die sich gegenseitig in ihrem künstlerischen Schaffen befruchten. Das Credo der Familie Oppenheim half ihr dabei: „Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie sich nehmen.“
„Dejeuner en fourrure“ – Frühstück im Pelz
Die ungewöhnliche Künstlerin malte, entwarf Schmuck und Kleider, war Lyrikerin und erstellte Skulpturen und Objekte. Meret Oppenheim setzte dem Macho-dominierenden Kunstbetrieb zum Teil skandalöse Kreativität entgegen und ihr Werk entzieht sich bis heute einer eindeutigen Zuordnung. Sie ließ sich beispielsweise von Man Ray nackt – beschmiert mit Maschinenöl, neben dem Schwungrad einer Druckpresse – ablichten. Ein Skandal im damaligen Paris. Berühmt machte sie aber mit gerade 22 Jahren ihr „Dejeuner en fourrure“. Das New Yorker MoMA kaufte das Kunstwerk „Frühstück im Pelz“ und stilisierte Meret Oppenheim zu einer Ikone des Surrealismus und die Objektkunst begann.
Exkurs: Objektkunst
In der Objektkunst verlieren Gebrauchsgegenstände die Banalität ihrer Alltäglichkeit. Der Gegenstand wird in seiner Art hinterfragt. Das Vertraute wird verfremdet – ein faszinierender und poetischer Schwebezustand zwischen dem Tatsächlichen und dem Möglichen tritt ein. Das Werk verlässt die Idee der Kunstschaffenden und tritt in einen Dialog mit seinen Betrachter und erhält dadurch immer wieder neue Bedeutungen.
Die Retrospektive
Das gesamte Spektrum von Meret Oppenheims künstlerischem Schaffen wird in Berlin präsentiert. Die Unabhängigkeit und Vielschichtigkeit der Künstlerin erhält damit erstmalig ihren Platz. Selbst beschreibt Sie den Beginn Ihrer Arbeiten mit den folgenden Worten: „Jeder Einfall wird geboren mit seiner Form. Man weiß nicht, woher die Einfälle einfallen: sie bringen ihre Form mit sich, so wie Athene behelmt und gepanzert dem Haupt des Zeus entsprungen ist, kommen die Ideen mit ihrem Kleid.“
Folgen Sie der emanzipatorischen Frau, setzen Sie sich kritisch mit den gesellschaftlichen Festschreibungen und zugewiesenen Geschlechterrollen auseinander. Die Diskussionen sind heute noch so aktuell wie damals.
Die Ausstellung: Martin-Gropius-Bau, Berlin (16. August bis 1.Dezember 2013)
Bild: Screenshot der Webseite http://www.meret-oppenheim.de/