Eigentlich wollte der Sohn jüdisch-russischer Einwanderer immer Maler werden. Jedoch bekam Man Ray, geboren unter dem bürgerlichen Namen Emmanuel Rudnitzky, mit dieser Passion wenig Beachtung. Fotografiert hat er aber schon zeitlebens. Anfangs allerdings nur für die Dokumentation und Reproduktion seiner Zeichnungen und Gemälde. Man Ray fasste dann mit 31 Jahren aus finanziellen Gründen den folgenden Entschluss: „Meine ganze Aufmerksamkeit richtete ich jetzt darauf, mich als Berufsfotograf zu etablieren, ein Studio zu finden und es einzurichten, um effektiver arbeiten zu können. Ich wollte Geld verdienen – nicht länger auf eine Anerkennung warten, die sich vielleicht nie einstellen würde.“
Man Ray – Der Revolutionär
Die Bestätigung in seinem nun frei gewählten Genre erfuhr Man Ray nahezu augenblicklich. Die Dadaisten-Szene in Paris begünstigte seinen großen Auftritt als Fotokünstler. Im Sommer 1921 folgte er seinem Freund Marcel Duchamp in die französische Hauptstadt und wurde von ihm in die dadaistischen Künstlerkreise erfolgreich eingeführt. Mit seiner experimentellen Technik, der „kameralosen Fotografie“ schrieb Man Ray Geschichte und traf umgehend den Nerv der Zeit. Bei der „kameralosen Fotografie“ wurden die unterschiedlichsten Gegenstände auf lichtempfindlichem Fotopapier belichtet. Der Durchbruch war geschafft!
„Man Ray – Fotograf im Paris der Surrealisten“
So der Name dieser nun herausragenden Ausstellung im Max Ernst Museum in Brühl. Die Ausstellung umfasst seine Schaffenszeit der zwanziger und dreißiger Jahre in Paris, bis er dann 1940 aufgrund der herannahenden deutschen Bedrohung zurück nach Amerika ging. Mehr als 150 Abzüge dokumentieren diese Schaffensperiode und zeigen Stillleben, Akt und Porträt und kameralose Experimente und Dunkelkammertricks. Und immer wieder half ihm der Zufall bei der Entwicklung neuer, ausgefallener Bildideen. Beispielsweise soll Ende der zwanziger Jahre seine Assistentin und Geliebte Lee Miller in der Dunkelkammer versehentlich das Licht angeknipst haben. Die Überbelichtung führte dazu, dass diffuse Schattenlinien die Motive umrandeten. Man Ray erkannte die Einzigartigkeit in diesen Bildern und perfektionierte leidenschaftlich, die durch Zufall entstandene Arbeit.
Man Ray – Dokumentarischer Künstler
Man Ray war Fotograf und eben auch nicht. Seine surrealistischen Arbeiten sind gekennzeichnet von Bildern, die nicht wie Fotografien aussehen. Sein Ziel war es, mit den Möglichkeiten der Kamera, die Motive zu verrätseln, ein Gefühl eines Traumes zu suggerieren. Der dokumentarische Charakter, der Wahrheitsgehalt der Fotografie wurde aber nie ausgehebelt. Ein Schock für so manchen Betrachter.
Die Ausstellung in Brühl offenbart dem Besucher, wie sehr Man Ray mit den Motiven rang. Die Negative wurden von ihm nur als Ausgang für seine spätere Schöpfung begriffen. Im Labor wählte der Fotograf extreme Ausschnitte, bizarre Perspektiven und eine Unmenge an Experimenten bis das endgültige Bild seinen Weg in die Öffentlichkeit fand. Viele ausgestellte Beispiele dokumentieren den Schaffensprozess und zeigen dem Betrachter den Künstler hinter der Kamera. Treffen auch Sie den Magier – besuchen Sie die herausragende Werkschau im Max Ernst Museum.
Das Bild stammt von Wikipedia und ist gemeinfrei. Autor des Bildes Van Vechten, Carl, 1880-1964, photographer