Ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland (33,4 Prozent) lebte 2012 in privaten Haushalten, die nicht in der Lage waren, unerwartet anfallende Ausgaben aus eigenen Finanzmitteln zu bestreiten. Größere Anschaffungen oder Reparaturen konnten also nicht ohne weiteres bestritten werden. Und Urlaubsreisen waren bei immerhin 22 Prozent der Bevölkerung nicht drin, weil die finanziellen Mittel nicht ausreichten. Auf diese Erkenntnisse kommt eine Erhebung, die innerhalb der Europäischen Union über die Einkommen und Lebensbedingungen 2012 durchgeführt wurde. Die Deutschen, so das Statistische Bundesamt, liegen damit aber weit unter dem EU-weiten Durchschnitt: 40,2 Prozent der EU-Bürger könnten sich nämlich unerwartet anfallende Anschaffungen nicht erlauben und 39,6 Prozent der EU-Bürger mussten im Jahr 2012 auf einen Urlaub aus finanziellen Gründen verzichten.

Einschränkungen in der Ernährung

Zudem war für immerhin 8,2 Prozent der Deutschen es auf finanziellen Gründen nicht möglich, jeden zweiten Tag eine Mahlzeit mit Geflügel, Fleisch oder Fisch oder aber eine entsprechende vegetarische Mahlzeit einzunehmen. Im Vergleich geht es den Deutschen aber besser als dem EU-Durchschnitt, dort können 11 Prozent sich die vollwertigen Mahlzeiten nicht leisten.

Armutsgefährdete Bevölkerung

Knapp drei Viertel (73,2 Prozent) der Armutsgefährdeten in Deutschland konnten sich plötzlich auftretende Ausgaben nicht leisten. Damit lagen die Deutschen über dem EU-Schnitt mit 71, 7 Prozent. 57,6 Prozent der Deutschen konnte sich auch keine sieben tägige Urlaubsreise leisten (EU: 70,4 Prozent). Rund ein Viertel der Armutsgefährdeten (24,8 Prozent) musste aus finanziellen Gründen häufiger auf vollwertige Mahlzeiten verzichten (EU: 25,9 Prozent).

Nach EU-Definition gilt als armutsgefährdet, wenn eine Person weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt (Schwellenwert für Armutsgefährdung). Staatliche Sozialleistungen sind in den Einkommen enthalten, Steuern und Sozialabgaben sind abgezogen. 2011 lag der Schwellenwert für eine allein lebende Person in Deutschland bei 980 Euro im Monat (11 757 Euro im Jahr), für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2 058 Euro im Monat (24 690 Euro im Jahr). 16,1 Prozent der Bevölkerung in Deutschland waren im Jahr 2011 armutsgefährdet (EU: 17 Prozent). Das entsprach 13 Millionen Menschen in Deutschland und 85 Millionen Menschen in der gesamten Europäischen Union.

Für armutsgefährdete Menschen ist der Schritt in die Überschuldung oft nicht weit – hier gibt es Hilfe und Informationen im Internet – wie zum Beispiel auf www.schuldendirekthilfe.de.